in kurzer Überblick über die Chronik von PEUGEOT
Armand Peugeot
Haben Sie schon einmal in einem guten Restaurant die Pfeffermühle
umgedreht?
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, am Mahlwerk „Peugeot“
zu lesen. In diesem Fall halten Sie eine der besten Pfeffermühlen
der Welt in der Hand aus einem der ältesten Industrieunternehmen
der Welt, bei dem die Gründerfamilie heute noch mehr als ein Viertel
der Aktien besitzt.
Bereits 1810 wird die Getreidemühle der Familie von Jean-Pierre und
Jean-Frederic Peugeot nahe Montbeliard zur Stahlverarbeitung umgebaut.
1814 beginnt die Produktion von Kaltwalz- und Rundstahl für Federn
der örtlichen Uhrenindustrie.
In der Folge werden Schneidewerkzeuge von Rasierklingen über Messer,
Scheren, Sägen bis zu Schafschermaschinen, Spezialwerkzeuge für
viele Berufssparten,
Brillengestelle und vieles mehr erzeugt. Schon 1824 werden die Produkte
in die Schweiz, nach Italien und sogar in die Türkei exportiert.
1840 entsteht die erste Kaffeemühle, 1855 werden die ersten Krinolinen-Untergestelle
aus Metall hergestellt, die den Reifröcken der feinen Damen die Form
gaben, wie es damals Mode war.
Auf sozialem Gebiet übernahm das Unternehmen eine Vorreiterrolle:
bereits 1869 gründete Peugeot eine Sparkasse, eine Krankenkasse,
Versicherungen, errichtete Krankenhäuser, Schulen und Werkswohnungen
und schuf auch eine Alterspension.
33 Jahre vor der entsprechenden gesetzlichen Regelung gab es schon einen
10-Stunden-Arbeitstag.
Um 1880 lernte der 1849 geborene Armand Peugeot in England das Fahrrad
kennen und begann 1882 mit der Produktion von Hochrädern, denen 1886
Fahrräder mit Kettenantrieb folgten. In den nächsten Jahren
folgten zahlreiche Varianten wie Fahrräder mit Beiwagen, Dreiräder
usw. Aufgrund der technischen Entwicklungen jener Zeit war es naheliegend,
die Fahrzeuge mit einem Motor auszustatten. So entstand 1889 der Peugeot
Typ 1, ein Dreirad, ausgestattet mit einer Serpollet-Dampfmaschine. Armand
Peugeot fand das Ergebnis unbefriedigend und so verfügte der Typ
2 aus dem Jahr 1890 bereits über einen 2-Zylinder-V-Motor, den die
Firma Panhard & Levassor in Daimlerlizenz hergestellt hatte. Von nun
an wurden die Typen ohne Rücksicht auf Größe, Leistung
etc. einfach durchnummeriert.
Ab 1897 werden nicht mehr Daimlermotoren sondern die selbst
entwickelten Peugeot-Motoren eingesetzt. 1899 umfasst der Katalog bereits
15 PKW-Modelle von 2 bis 12 Sitzplätzen. Im Jahr 1900 werden bereits
500 Automobile, 20.000 Fahrräder, 100 Tonnen Korsettstangen und 6
Tonnen Federn für Kneifer (Brillen ohne Bügel) gefertigt. 1901
entsteht das erste Peugeot-Motorrad.
Während die Familie den Ideen und Plänen von Armand Peugeot
anfänglich reserviert gegenüberstand und er seine Automobile
im Rahmen der „Société des Automobiles Peugeot“
herstellte, entschloss sich 1904 auch die Stammfirma „Les Fils de
Peugeot Frères“ in die Automobilproduktion einzusteigen.
Somit gab es zwischen 1905 und 1910 zwei autoproduzierende Peugeot-Firmen.
Während Armand luxuriöse Fahrzeuge anbietet, sind die „Lion“-Modelle
des Stammhauses eher für das breitere Publikum erschwinglich und
die beiden Firmen machen sich nicht direkt Konkurrenz.
Im Jahr 1929 entsteht ein Kleinwagen mit 1100 ccm und 23
PS mit der Typenbezeichnung 201.
Dies ist der Beginn der Typenbezeichnung von Peugeot, die
heute noch Gültigkeit hat: Die erste Ziffer bezeichnet die Größe,
die letzte die Serie. Die 0 in der Mitte ist gesetzlich geschützt.
Also zum Beispiel 104 = kleines Auto, 4. Serie, 607 = großes Auto,
7. Serie. Auf den 201 folgten 301, 601 und 401.
1935 wurde mit dem 402 die 2. Serie begonnen, die sich durch sehr fortschrittliche,
stromlinienförmige Karosserieformen auszeichnete, 1936 durch den
302 und 1938 durch den 202 ergänzt wurde. jedes Modell war in zahlreichen
Varianten erhältlich, wie Limousine, Cabriolet, Coupé oder
Kombi, auch LKW-Versionen waren verfügbar.Nach dem Krieg wurde anfänglich
nur der 202 verkauft, bis 1949 der 203 als völlige Neuentwicklung
auf dem Markt erschien. Der Wagen, der über eine durch amerikanische
Modelle der 40-er Jahre inspirierte Karosserie verfügte, war robust
und komfortabel und wurde, wie die meisten Peugeots vorher und nachher
in vielen Karosserievarianten angeboten, darunter bereits eine „Familiale“-Version
mit 3 Sitzreihen.
Der 203 war der erste Peugeot, von dem auch größere
Stückzahlen nach Österreich importiert wurden. 1955 erschien
der 403, der auf dem 203 basierte, größer und geräumiger
war und dessen Cabrio-Version durch „Inspector Columbo“ in
den Genuss einer gewissen Popularität kam. Nach rund 686.000 Stück
vom 203 war der 403 mit über 1,200.000 das erste Peugeot-Modell,
mit dem die Millionengrenze überschritten wurde. Es folgte 1960 der
404, dessen Karriere in Europa bis 1974, in Südamerika und Afrika
bis weit in die 80er Jahre dauern sollte. Der 404 konnte auch einige Safari-Rallies
in den 60er Jahren für sich entscheiden.
1965 wurde mit dem 204 der erste frontgetriebene Peugeot vorgestellt.
Es folgten 1968 504, 1969 304, 1972 104 (der kürzeste 4-Türer
der Welt) und schließlich 1975 der 604, der ab 1979 in der Version
„D Turbo“ mit dem ersten serienmäßigen Turbodiesel
der Welt ausgestattet wurde.
1978 wurde mit dem 305 die 5. Serie begonnen. 1979 folgte
der 505, 1983 der sowohl sportlich als auch von den Verkaufszahlen her
sehr erfolgreiche 205. Mit dem 309, der ursprünglich als Talbot entwickelt
wurde, war Peugeot ab 1986 auch in der sogenannten „Golfklasse“
vertreten. Nach obenhin wurde die 5. Serie 1987 durch den 405 und 1990
durch den 605 ergänzt.
Von nun an wurden die neuen Modelle im 2-Jahresrhythmus vorgestellt: 1991-106,
1993-306, 1995-406, 1997-206, 1999-607 und 2001-307.
Die Geschichte des Hauses Peugeot ist im wunderschönen Werksmuseum
in Sochaux, etwa 50 km westlich von Basel dokumentiert.
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